Interventionelle Behandlungsverfahren

Seit Oktober 2002 können im Herzkatheterlabor der Uniklinik Köln für die Behandlung angeborener Herzfehler im Kindesalter zunehmend sogenannte interventionelle Behandlungsverfahren angeboten werden. Diese therapeutischen Methoden zielen sowohl auf die Behandlung von Defekten angeborener Herzfehler – zum Teil als Alternative zu Herzoperationen – als auch auf die Behandlung von bedrohlichen Herzrhythmusstörungen im Kindesalter ab. Zum einen handelt es sich dabei um Verfahren, bei denen über Gefäße in der Leiste des Patienten zum Beispiel Okkluder (Schirmchen) mit Hilfe von speziellen Herzkathetern in Herzscheidewanddefekte zum Verschluss eingebracht werden. Zum anderen können mit Hilfe der Hochfrequenz-Wechselstrom-Behandlung im Herzkatheter Rhythmusstörungen kurativ behandelt und damit medikamentöse Langzeittherapien bei Kindern verhindert werden.

Verschluss von Vorhofseptumdefekten

Zum interventionellen Verschluss von Vorhofseptumdefekten werden jetzt sogenannte Okkluder aus Titan-Legierungen erfolgreich eingesetzt. Diese korbartig geflochtenen Systeme haben in konfiguriertem Zustand einen dreiteiligen Aufbau. Von der Seite betrachtet erkennt man zwei pilzartig geformte Drahtgeflechte, die sich konvex, verbunden über einen im Diameter schmaleren Steg, gegenüberstehen.

Das gesamte Geflecht kann nach Anschrauben an einen drahtähnlichen Ladestab in gestrecktem Zustand leicht in das Lumen spezieller Herzkatheter hineingezogen werden. Ein so geladenes Okkludersystem wird dann mittels eines Herzkatheters über die Leiste des Patienten in das Herz in den Septumdefekt vorgeschoben und schrittweise freigesetzt.

Der sich vorne im Katheter befindende pilzartige Anteil öffnet sich im linken Vorhof, der stegartige Anteil direkt in der Öffnung des Defektes und der hintere pilzartige Anteil im rechten Vorhof. Der zentrale Steg dieses Okkluders entspricht im Diameter der zuvor gemessenen Größe des Vorhofseptumdefektes (zur exakten Vermessung kann zuvor ein Ballon in den Herzscheidewanddefekt eingebracht werden). Die links- und rechtsatriale Scheiben benötigen entsprechende Auflageflächen für einen sicheren Sitz in der Herzscheidewand, daher bieten nur eher zentral gelegene Defekte eine Indikation für diese Defektbehandlung.

Hat der Okkluder eine stabile Auflage und behindert nicht wichtige Funktionen des Herzens, mittels Ultraschall kontrolliert, kann er vom Ladestab von außen leicht abgeschraubt und im Herzen belassen werden. Durch Schieben und Zug am System wird zuvor der feste Sitz in der endgültigen intrakardialen Position geprüft. Erfüllt es diese Sicherheitskriterien nicht, kann das gesamte System problemlos durch Zurückziehen in den Katheter entfernt und der Herzscheidewanddefekt später vom Herzchirurgen verschlossen werden.

Üblicherweise werden die Erfolgsaussichten in der Planung zuvor mit ausreichender Sicherheit untersucht und beschrieben, so dass die Prozedur im Herzkatheter meist nur wenige Minuten dauert. Kann mittels Ultraschall die Machbarkeit eines interventionellen Defektverschlusses gezeigt werden, haben diese Systeme mit sogenannter selbstzentrierender Platzierungscharakteristik eine sehr hohe Prozesssicherheit. In den ersten 24 Stunden nach Einbringen des Systems thrombosiert der Defekt. Nach 3 - 6 Monaten hat sich eine komplette Endothelialisierung eingestellt.

Etwa 70 bis 80 Prozent aller Vorhofseptumdefekte vom Sekundumtyp eignen sich für den Einsatz dieser Systeme. Die anderen 20 bis 30 Prozent, zum Beispiel große Defekte mit einer ungünstigen Lage, bleiben Indikation für den chirurgischen Verschluss mit Thorakotomie unter Einsatz der Herz-Lungenmaschine.

Interventionelle Rhythmusstörungsbehandlung

Die Ablation von akzessorischen Leitungsbahnen und ektopen arrhythmogenen Zentren bei symptomatischen Herzrhythmusstörungen im Herzkatheterlabor ist in der Behandlung erwachsener Patienten heute Routine. Für Kleinkinder und Kinder waren bislang lediglich überwiegend langfristige medikamentöse Therapieverfahren verfügbar, weil Kinderkardiologen mit ausreichender Erfahrung für die meist sehr zierlichen intrakardialen Verhältnisse sehr rar sind. Seit Anfang 2003 können solche speziellen Behandlungsverfahren an der Uniklinik Köln in der Kinderkardiologie für kleine Patienten angeboten werden. Bei der Durchführung einer solchen Herzkatheterbehandlung kann völlig schmerzfrei (bei Bedarf ist selbstverständlich eine Narkose von einem spezialisierten Anästhesisten verfügbar) das krank machende Substrat mittels spezieller Navigationssysteme geortet und abladiert werden. Inzwischen werden etwa zwei kleine Patienten pro Woche im Herzkatheterlabor der Uniklinik behandelt. Wegen der großen Erfahrung und der sehr guten technischen Voraussetzungen ist das Verfahren als sehr sicher anzusehen und einer Langzeitbehandlung mit Medikamenten bei entsprechender Symptomatik vorzuziehen.